Unser Einsatz für Klimagerechtigkeit
Der menschengemachte Klimawandel ist die grösste Bedrohung für unseren Planeten. Aufhalten können wir ihn mit unserem aktuellen Lebensstandard, vor allem dem der Industriestaaten, nicht mehr. Aber wir können ihn begrenzen. Und gemeinsam mit unseren Partnern für Klimagerechtigkeit kämpfen.
Weltweit leben bis zu 3,6 Milliarden Menschen in Regionen, die besonders stark vom Klimawandel betroffen sind. Überschwemmungen, Zyklone, Dürreperioden und Hitzewellen erschweren ihren Alltag und kosten Leben. Die Sterblichkeit war durch diese Katastrophen in den stark gefährdeten Regionen zwischen 2010 und 2020 15-mal höher als in anderen Gebieten.
Klimagerechtigkeit - so steht es auch im Bericht des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) - ist ein wesentlicher Ansatz, um gegen die Auswirkungen der Klimakrise zu kämpfen und Länder, die am wenigsten zum Klimawandel beitragen, zu unterstützen und zu entlasten. Auch wir als Kinderrechtsorganisation arbeiten weltweit mit unseren Partnern zusammen, um Klimagerechtigkeit zu stärken. Durch die fatalen Auswirkungen des Klimawandels werden Kinderrechte weltweit verletzt. Kinder haben ein Recht auf Leben, eine gesunde Umwelt und Gesundheit. So steht es auch im General Comment No. 26, der im vergangenen Jahr vom Ausschuss für Kinderrechte der Vereinten Nationen verabschiedet wurde.
"Wenn das Klima kippt, ist keines der anderen Ziele erreichbar"
Eine Wahl haben betroffene Kinder und Familien oft nicht mehr. Sie müssen sich an das verändernde Klima anpassen, um (über-)leben zu können. Zum Beispiel in Bolivien. Unser Partner NorSud zeigt Kindern und Jugendlichen verschiedene Methoden, wie sie raucharme Öfen, die weniger Holz brauchen, bauen oder die Wasserversorgung verbessern können. Die wichtigste Aufgabe dieser Klima-Kids ist ihr Gewächshaus - mit durchsichtigem Plastik, damit die Wärme im Raum bleibt und die Pflanzen vor kalten Temperaturen geschützt sind. All das Neuerlernte geben die sie als Botschafterinnen und Botschafter an Familien in ihrer Region weiter.
"Keine Armut, kein Hunger, Zugang zu sauberem Wasser, Gesundheit - das sind alles sehr wichtige Ziele. Aber das wichtigste Ziel sind Massnahmen zum Klimaschutz. Denn wenn das Klima kippt, ist keines der anderen Ziele erreichbar", sagt Sindy von den Klima-Kids. Würden alle Menschen so bescheiden leben wie die Andenbevölkerung, gäbe es den Klimawandel nicht. Es ist eine der grossen Ungerechtigkeiten unserer Zeit, dass ausgerechnet diejenigen, die am wenigsten zu der Krise beitragen, besonders darunter leiden.
Auch in Äthiopien stehen die Menschen vor klimabedingten Herausforderungen. Lange Dürreperioden sorgen für unzählige Ernteausfälle. Eigene Nahrungsmittel fallen weg, ebenso die Einnahmen aus dem Verkauf. Unser Partner FC (Faciliator for Change) zeigt Bauern, wie sie trotz der erschwerten Bedingungen die Erträge steigern können. Edemealem Wanegnaw aus Äthiopien hat bei einer Schulung von FC zu biologischen Anbaumethoden gelernt, wie sie Dünger und Kompost richtig nutzen kann. Der Ertrag aus dem ökologischen Landbau ist von hoher Qualität und weitaus besser als der, der durch den Einsatz von chemischen Pestiziden und Düngemitteln erzielt wird. Nun pflanzt Edemealem Wanegnaw Weizen, Mais, Teff (Zwerghirse) und Gemüse an und hat so ein Einkommen für ihre fünf Kinder.
Anpassen und neue Wege finden
Unser Partner HUNDEE in Äthiopien hat den Bau einer Wassersammelzisterne unterstützt. Gemeindemitglieder haben sich aktiv beteiligt und geeignete Standorte ausfindig gemacht, Materialien wie Steine und Sand zur Verfügung gestellt und beim Bau geholfen. Die Kosten für Materialien wie Zement, Draht und Honorare übernahm der Partner. In den Zisternen wird während der Regenzeit Wasser gesammelt und gefiltert. Vor allem in trockenen Zeiten bekommen im Ort Saba 1'250 Menschen so Zugang zu sauberem Wasser.
Unsere Partner in Indien haben wir gezielt dazu aufgerufen, uns ihre Ideen für mögliche Projektmassnahmen zu schicken, die zukünftig finanziert werden könnten. Bislang lag ihr Fokus häufig nicht auf Klimathemen. Dennoch sind auch sie von der Klimakrise betroffen. und haben klare Vorstellungen wie sie mit dem Klimawandel umgehen möchten. Landwirtschaftliche Anpassung zum Beispiel durch klimaresidentes Saatgut oder Massnahmen für das Katastrophenmanagement sind häufige Ideen der indischen Partner.Wir unterstützen sie dabei.
Kinder mit Behinderung leiden besonders stark
Im Kampf gegen die Folgen des Klimawandels dürfen dabei nicht diejenigen vergessen werden, die bereits vor anderen Herausforderungen in ihrem Leben stehen: Kinder und Jugendliche mit einer Behinderung. In Katastrophenfällen sind sie es, die ein höheres Risiko haben, missbraucht und vernachlässigt zu werden und unter schweren Krankheiten leiden. Ihre Gesundheit leidet unter erschwerten Zugängen zu Nahrungsmitteln, sauberem Wasser und medizinischer Versorgung.
"Letztes Jahr gab es frühzeitige heftige Regenfälle, die viele Ernten auf den Feldern vernichtet haben. Es folgte eine anhaltende Hungersnot. Von der Nahrungsmittelknappheit waren viele Kinder mit Behinderungen betroffen, so auch meine Jovita", berichtet Isabel aus Malawi. Zusammen mit ihrer Tochter nimmt sie an Projekten zur Förderung und Inklusion von Kindern mit Behinderung des Partners Saint John of God Hospitaller Services teil. Für die zweijährige Jovita dauert die dort angebotene Physiotherapie aufgrund ihrer Unterernährung nun jedoch länger.
Flucht als einzige Möglichkeit
So auch in Bangladesch: Kinder und Familien sind in ihrem eigenen Zuhause vor den Auswirkungen der Klimakrise nicht mehr sicher. Im Gegenteil. "Wer zu Hause bleibt, stirbt!", erzählte unser Landeskoordinator Shubhomoy Haque. Die folgenschweren Zyklone und Überflutungen, die Hab und Gut zerstören, machen ein Leben in der Heimat unmöglich. "Die Menschen verlassen die Küstenregion, ziehen in die Städte und suchen Arbeit. Kinderarbeit wird auch wieder ein Thema hier", so Haque.
In unserem Projektland den Philippinen, in dem der Meeresspiegel immer weiter steigt und vermehrt von Taifunen getroffen wird, verlieren Kinder und Familien ihr Zuhause und haben keine sichere Zukunft mehr. Der steigende Meeresspiegel versalzt die Böden, weshalb sie nicht genügend Nahrungsmittel und sauberes Trinkwasser haben. Das Einkommen der Familien, die seit Generationen vom Fischfang leben, reicht nicht mehr aus.